Die Maybach-Story

Die Feuerwehr Renchen war in den 50er Jahren stolzer Besitzer einer Maybach-Limousine. Es handelte sich um einen schweren Luxusreisewagen vom Typ SW38, Baujahr 1936. Entgegen vielen Berichten war „nur“ ein 6-Zylindermotor mit immerhin beachtlichen 150 PS eingebaut. Der Wagen hätte heute einen Schrottwert von etwa 50.000 EUR. Restauriert und fahrtüchtig werden 400.000 EUR und mehr von einem Liebhaber bezahlt. Doch nun etwas zur Geschichte des Fahrzeugs: 1955 hatte man bei der Feuerwehr Renchen das Problem die feuerwehrtechnische Ausrüstung an den Einsatzort zu transportieren. Die Gerätschaften waren in einem neuen Tragkraftspritzenanhänger untergebracht. Einer Zwangsverpflichtung von Lkw Besitzern, die nicht aktiv in der Wehr Dienst leisteten, wollte der damalige Bürgermeister Brandstetter nicht zustimmen. Zu dieser Zeit hatte der Feuerwehrmann Fritz Weber Kontakt zum Erholungsheim Korbmattfelsenhof in Baden-Baden. Diese boten den Maybach zum Verkauf an. Der Wagen hatte durch seine Motorleistung und seinem Platz für immerhin 8 Personen viele Vorteile für die Wehr. So kam der Kauf dann auch am 21. Juni 1955 zu stande. Der Kaufpreis betrug 600 DM. Bereits einen Monat später rüstete die Werkstatt Strack den Wagen mit dem benötigten Feuerwehrzubehör aus. Für 279,20 DM wurde ein Feuerwehrsignal, ein Schalter, ein Paar Pendelwinker, ein Feuerwehrscheinwerfer und ein weiterer Zugschalter für den Scheinwerfer eingebaut. Vier Jahre fuhr der Wagen im Dienste der Wehr bis eine Reparatur notwendig wurde. Diese wurde mit viel Eigeninitiative von Wehrmännern und dem Autohaus Josef Boschert durchgeführt. In seinem Reparaturangebot vom 11. April 1959 schätzte Josef Boschert die entstehenden Kosten auf 300 DM. Nachdem man 1960 das neue LF8 in Dienst stellte, erhielt wiederum das Autohaus Boschert den schriftlichen Auftrag des Bürgermeisters den Maybach auszuschlachten. Ausgenommen war allerdings die selbst nachgerüstete Anhängerkupplung und die Fahrzeugbatterie! So gelangte der Luxuswagen zu einem Schrotthändler nach Achern. Quasi in letzter Minute kaufte ein junger Mechaniker den SW38. Er fuhr ihn ein weiteres Jahr, bis er den Wagen weiterverkaufte. Der neue Besitzer wollte beim Nachfolgeunternehmen der Maybach Motorenbau, die heutige MTU in Friedrichshafen, den Wagen wieder auf „Vordermann“ bringen lassen. Da sich eine Reparatur nicht lohnte, wurden die Fahrzeugteile für Reparaturen weiterverwendet. Aus heutiger Sicht ein großer Fehler. 1936 wurde der Wagen an Julius Thyssen, einem nahen Verwandten der damaligen Konzerninhaber ausgeliefert. Nach einem Zweitbesitzer fuhr der Wagen für das Filmstudio Adler in Baden-Baden bevor er über das Erholungsheim Korbmattfelsenhof in den Besitz der Stadt Renchen kam.
Fahrzeugspezifische Daten:
Wagen-Nr.: 1756
Motor-Nr.: 11203
Polizeinummer; IY 41686
Kaufpreis: 19.400,– RM

 

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Der Renchener Maybach SW 38 auf einer Übungsfahrt. Die Aufnahmen entstand zwischen 1955 und 1960 vor dem Gerätehaus der Wehr in der Schloßgartenstraße